Wir sagen euch an den lieben Advent.
Sehet, die dritte Kerze brennt.
Nun tragt eurer Güte hellen Schein
weit in die dunkle Welt hinein.
Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr!
Schon ist nahe der Herr.
(EG 17,3)
Kleine Nachdenkerei für die dritte Adventswoche
Ich mag diesen dritten Adventssonntag besonders gern. Selten wird so ausdrücklich die Freude in den Mittelpunkt gestellt wie an diesem Tag, den die Kirche auch „Gaudete“ nennt – „Freut euch, denn der Herr ist nahe!“ (ein Zitat aus dem Brief an die Philipper). In manchen Kirchen wird sogar das liturgische Violett der Paramente und Gewänder heller: heute sind sie rosa, um diese Freude zu unterstreichen.
Der Liedvers, den wir heute singen, wenn wir die dritte Kerze am Adventskranz entzünden, spricht nicht ausdrücklich von der Freude, sondern von der Güte. Eigentlich eine Eigenschaft Gottes. Gemeinsam mit den Menschen jüdischen Glaubens beschreiben wir Christen mit „Güte“ oder „gütig“, wie wir Gott erleben: liebevoll, freundlich, helfend, befreiend, zugewandt, rettend, hoffnungsvoll. Doch hier ist plötzlich von „eurer Güte“, die hell scheint, die Rede.
Ich habe dieses Lied seit Kindertagen viele Jahre gesungen, bis mir irgendwann fast mit Schrecken auffiel: hier ist meine Güte gemeint. Ich – gütig?! Viel zu oft nicht. Manchmal, ja, da schon. Wenn ich mich mich erinnere, wie gütig und freundlich Gott mir begegnet, dann verändert es meine Weise, wie ich anderen begegne. Es ist, als ob ein Fenster in mir aufgeht, durch das Gott nahe ist, Gottes Güte zu dem anderen Menschen hin scheint. Es fällt mir schwer, diesen geheimnisvollen Moment zu beschreiben, doch es wird dann wirklich heller: da lächelt jemand zaghaft, fasst neue Zuversicht, fühlt sich ein wenig getröstet, verstanden oder nicht allein. Eine leise und zarte Art der Freude, die sich traut, trotz allem für diesen Moment voller Hoffnung zu glauben: es wird (wieder) gut.