„Die größte Gefahr für uns alle geht vom Vergessen aus. Davon, dass wir uns nicht mehr daran erinnern, was wir einander antun, wenn wir Antisemitismus und Rassismus in unserer Mitte dulden.“
Frank Walter Steinmeier, Bundespräsident, in seiner Rede zum Gedenktag des Holocausts am 31. Januar 2021.
Lange Zeit war die Geschichte des Landarbeiterhauses auf dem Gelände des Stiftes Fischbeck kein Thema, denn das Interesse der Öffentlichkeit galt der Stiftskirche und dem im Jahr 955 gegründeten Stift. Immer wieder wird gefragt, wie denn die Stiftsdamen gelebt haben und heute leben. Dass aber neben den Stiftsdamen auch viele andere Menschen auf dem Stiftsgelände gelebt und gearbeitet haben, kann man sich denken, wenn man das Gebäudeensemble bewusst wahrnimmt. Aber welche Schicksale verbergen sich hinter diesen Mauern?
Geschichte des Landarbeiterhauses
Das Landarbeiterhaus, um 1900 erbaut, beherbergte zunächst Vertragsarbeiter aus Italien, dann polnische Landarbeiter, die während des 1. Weltkrieges zu Zwangsarbeitern wurden, indem man ihnen die Pässe wegnahm. Die Verschleppung von überwiegend jungen Menschen zur Zwangsarbeit geschah unter der Herrschaft des Nationalsozialismus im großen Stil. Für das Weserbergland hat Bernhard Gelderblom vom Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Hameln e.V. zum Thema Zwangsarbeiter viele Forschungsergebnisse vorgelegt und dafür gesorgt, das Gedenkstätten und Veranstaltungen an Gedenktagen den Opfern von Antisemitismus und Rassismus eine Stimme geben.
Mit viel ehrenamtlichem Engagement und akribischer Kleinarbeit setzte sich Bernhard Gelderblom nach der Anfrage durch die Äbtissin auf die Spuren der Geschichte von der „Russenkaserne“. Bereits 2019 lagen die ersten Ergebnisse vor, aber die Dokumentation konnte erst jetzt am 3. September 2021 der Öffentlichkeit übergeben werden.
Wir danken Herrn Gelderblom für die aufwändige und teils mühevolle Arbeit und sein großes Engagement. Für die Drucklegung danken wir dem Förderkreis Stift Fischbeck und der Klosterkammer Hannover.
„Von den Bewohnern der „Russenkaserne“- Die Beschäftigung von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus Polen und der Sowjetunion im Stiftsgut Fischbeck in den Jahren 1939 bis 1945“, Bernhard Gelderblom, Verlag Jörg Mitzkat, Holzminden 2020, ISBN 978-3-95954-102-2
Hallo, von dieser interessanten Veröffentlichung vermisse ich eine kurze Inhaltsangabe. Welche Arbeiten führten die Zwangsarbeiter/innen aus? Wie war die Unterbringung, Verpflegung und Behandlung?
Manche der Zwangsarbeiter/innen des letzten Krieges werden noch leben. Gibt es Recherchen dazu bzw. Kontakte oder Planungen dazu… Es bleibt sehr viel offen.
Die Begründung, das Thema sei jetzt erst aufgenommen worden da „das Interesse der Öffentlichkeit“ anderem galt, wirkt auch ein bisschen schmal…
Könnten Sie noch mehr dazu schreiben?
Mit freundlichem Gruß,
Annette Frickenschmidt
Sehr geehrte Frau Frickenschmidt,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Unsere Äbtissin Katrin Woitack wird Ihnen sehr gerne in einer persönlichen Mail Ihre Fragen beantworten.
Wir wünschen Ihnen alles Gute und grüßen herzlich aus dem Stift Fischbeck