Wenn alte kirchliche Traditionen zu neuem Leben erwachen: Die Berufsschulklasse PA17 der Elisabeth-Selbert-Schule Hameln erkundet beim „Tag im Stift“ das Stiftsgelände und die Kirche und macht sich so mit der jahrhundertealten christlichen Geschichte dieses Ortes vertraut.
Religion für Schülerinnen und Schüler erlebbar machen
„Habt ihr den Engel gefunden?“ – „Nein. Und uns fehlt auch noch dieses komische Holzding. Wo könnte das denn sein?“ – „Guck mal da neben der Treppe!“ Solche und ähnliche Gesprächsfetzen hallen durch die Stiftskirche. Knapp 20 Schülerinnen und Schüler der PA17 – einer einjährigen Berufsfachschule mit dem Schwerpunkt Persönliche Assistenz – der Elisabeth-Selbert-Schule Hameln wuseln zwischen den Kirchenbänken herum, werfen einen neugierigen Blick in den Damenchor, steigen in die Krypta hinunter oder erklimmen die Kanzel. Ihre Aufgabe ist es, 23 Detailaufnahmen aus der Kirche wiederzuentdecken und auf einem Grundriss einzutragen.
Diese Foto-Rallye ist Auftakt eines ganzen (Schul-)Tages unter dem Titel „Tag im Stift“. Er findet statt im Stift Fischbeck, das Teil der Landkarte der außerschulischen Lernorte ist, die von der hannoverschen Landeskirche entwickelt wurde. Ziel dieses Lernorte-Projektes ist es, Religion für Schülerinnen und Schülern erlebbar zu machen.
Religion auch mal „in echt“ begegnen
„Gerade, weil ich selbst lange mit jungen Menschen zum Thema Glauben und Religion gearbeitet habe, liegt es mir sehr am Herzen, hier in Fischbeck solche Begegnungen zu ermöglichen“, erklärt Äbtissin Katrin Woitack, die früher selber Schulpastorin war. Gemeinsam mit dem Religionsteam der Elisabeth-Selbert-Schule hat sie deshalb die Idee für einen Tag im Stift entwickelt. Besonders Schülerinnen und Schülern der Berufsschule, die oft nicht mehr religiös sozialisiert sind, soll so die Möglichkeit unmittelbarer religiöser Erfahrungen eröffnet werden. „Der Tag bietet eine gute Chance, nicht nur über Religion zu reden, sondern ihr auch mal ‚in echt‘ zu begegnen“, sagt Michaela Veit-Engelmann, die als Schulpastorin ihre Klasse nach Fischbeck begleitet. An die Fotorallye schließt sich eine kurze Kirchenführung an, bei der die Schülerinnen und Schüler die von ihnen entdeckten Fotos präsentieren und kurze Informationen dazu erhalten.
Im zweiten Teil des Tages dürfen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer frei über das Stiftsgelände bewegen und haben Zeit, „ihren“ Lieblingsort zu zeichnen. Dabei entstehen tolle Bilder, die sich die Künstler gegenseitig mit viel Stolz präsentieren.
Am Schluss sind alle begeistert von diesem Ausflug – und von der Äbtissin. Eine Schülerin fasst es so zusammen: „Man denkt gar nicht, dass Sie Pastorin sind. Sie sind ja total normal.“ Und die Gruppe ist sich einig:
„Hier im Stift Fischbeck ist es richtig schön! Der Besuch hat sich echt gelohnt.“
Text: Michaela Veit-Engelmann