Fürchtet euch nicht.
Große Freude wird allem Volk widerfahren.
Der Heiland ist geboren.
Euch.
Heute.
Ehre sei Gott in der Höhe.
Und Friede auf Erden.
Früher – in der Zeit, als Kinder noch mit einem Stück Kreide oder einem Stock ein Spiel auf die Straße malten – gab es das Hinkespiel. Kästen mit Zahlen wurden an einander gereiht und jedes Kind hatte seinen Stein, der in ein Feld geworfen wurde. Aus einem Bein hinkend musste der Parcour absolviert werden, um den Stein zu holen und in den nächsten Kasten zu werfen. Weil das erste Feld „Hölle“ hieß, musste es übersprungen werden. Das letzte Feld hieß „Himmel“ und dort konnte man auf beiden Beinen ausruhen, bevor es auf einem Bein zurückging. Bei uns hieß das Spiel deswegen „Himmel und Hölle“.
Ich bekam einen Weihnachtsgruß, auf dem ein Teil dieses Spiels von einer Künstlerin gestaltet war. Die Felder 5 bis 9 waren eingezeichnet und der Himmel – der schwierige Weg dorthin nicht. Aber gedanklich war er sofort da…
Wie oft wünschen wir uns in diesen Tagen, dass die Hölle übersprungen werden kann. Und wir haben dabei nicht nur den Krieg in der Ukraine oder im Gazastreifen im Sinn. Jeder Mensch hat seine kleine, persönliche Hölle, den Ort der Dunkelheit, der Verstörung, des Verlorenseins.
Und nicht Wenigen wird sie gerade in dieser Zeit der Dunkelheit besonders bewusst. Wurde das Weihnachtsfest, die Geburt Jesu deshalb auf die dunkelste Zeit im Jahr gelegt? Ein historisch belegtes Datum gibt es nicht, wohl aber die Sehnsucht, dass das Licht in unsere Dunkelheit dringen möge.
Im Spiel konnte man die Hölle überspringen und wenn man den Himmel erreicht hatte, konnte man verschnaufen, ausruhen, mit beiden Beinen auf der Erde stehen, sich orientieren, durchatmen und neu anfangen.
Der Ruf der Engel an die Hirten in der tiefsten Nacht ist ein Weckruf zum Neuanfang: Gott will seinen Ort bei den Menschen nehmen, dort wo die tiefe Dunkelheit herrscht.
So sehe ich das Fest der Weihnacht nicht besinnlich, sondern aufrüttelnd: Seid wachsam! Seid gewiss! Der Heiland ist geboren. Der Himmel wird auf Erden sichtbar.
„Auf dass wir auf dem steinigen Boden der Tatsachen unverdrossen einzeichnen, wo Himmel ist. Oder wo es mehr Himmel braucht.“ *
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein friedliches Weihnachtsfest und ein gesegnetes Jahr 2024!
Äbtissin und Stiftsdamen des Stifts Fischbeck
*(Simone Liedtke, Sabine Leudts- Diekmann, Haus kirchlicher Dienste Hannover)