Ostern – Hoffnung und Zuversicht

Ein Kreuz trägt die lebensfrohen Farben der Christengemeinde „Communidad 22 de Abril“ in Soyapango, El Salvador. Es sind vor dem Krieg in Honduras geflohene Menschen, die sich auf einer Müllkippe wieder angesiedelt haben. Schreckliches war ihnen widerfahren. Das Kreuz war die Grundform ihres Lebens.

Als ich das Kreuz geschenkt bekam, blühte das Leben in der Gemeinde auf. Kindergarten und Schule, eine eigene Apotheke und kleine Farmen wuchsen, angeleitet von einem katholischen Priester, einem deutschen Dominikaner, der sich mit seinem Leben den Menschen verschrieben hat, die alles verloren hatten.

Neben der täglichen Arbeit gehörten das gemeinsame Bibellesen und die politischen Diskussionen zu den Verbindlichkeiten der Gemeinschaft.

Für mich ist dieses Aufblühen sichtbar durch die weißen Häuser, die aufgerichtete Frau mit den Früchten des Feldes, dem bunten Vogel – und dem hellen Vogel, der über allem fliegt wie der Heilige Geist.

Geistige Kraft schöpfen und Hoffnung wachsen lassen, Aufstehen gegen mörderischen Kräfte der Todesschwadronen: das war die frohe Botschaft, von der sich die Gemeinde leiten ließ. Jesus Christus in ihrer Mitte. Jesus Christus, der am Kreuz gestorben war und dessen Kreuz Aufbruch in ein neues Leben bedeutet.

Ostern

Ein Hymnus aus dem 9. Jahrhundert lässt in uns ein starkes Bild entstehen:

Der Morgen rötet sich und glüht,
der ganze Himmel tönt von Lob,
in Jubel jauchzt die Erde auf
und klagend stöhnt die Unterwelt.

Der starke, königliche Held
zerbrach des Todes schweren Bann.
Sein Fuß zertrat der Hölle Macht:
Aus harter Fron sind wir befreit.

Er, der den Stein verschlossen hielt
Und den man noch im Grab bewacht,
er steigt als Sieger aus dem Grab,
fährt auf in strahlendem Triumph.

Schon werden alle Klagen stumm,
in Freude wandelt sich der Schmerz,
denn auferstanden ist der Herr;
ein lichter Engel tut es kund.

(aus „Tau der Gnade- frühchristliche Gebete“, Thomas Verlag Leipzig 1996)

Aufstehen gegen den Tod

Christi Kreuz verwandelt sich in einen Lebensbaum, Karfreitag und Ostern, das Fest der Auferstehung sind der Kern des christlichen Glaubens. In allen Jahrhunderten haben sich Menschen um dieses Kreuz versammelt und Kraft und Mut geschöpft. Wir dürfen nicht glauben, dass die gegenwärtige Situation mit dem Krieg in der Ukraine, den Folgen des Klimawandels und alle furchtbaren Ereignisse der Anfang vom Ende sind. Viele Generationen vor uns haben Schreckliches und noch viel Schrecklicheres erlebt. Ihr Glaube an die Auferstehung und den Aufstand des Lebens gegen den Tod hat ihnen Kraft verliehen, Mut und Fantasie, Liebe und die Gabe zur Versöhnung.

Gott ist unter uns

Als 1968 während des „Prager Frühlings“ sowjetische Panzer in Prag anrollten, stockte der ganzen Welt der Atem. Würde dieser Einmarsch eskalieren und Krieg bedeuten?

Der Theologe Karl Barth hatte nach der Erfahrung des ersten Weltkrieges seine ganze Theologie kritisch hinterfragt. Wie konnte es dazu kommen, dass zivilisierte Menschen einander töteten? Seine Rede von Gott wurde eine andere. So kommentierte er die bedrohenden Ereignisse am Vorabend seines Todes am 10. Dezember 1968:

„Ja, die Welt ist dunkel. …. Nur ja die Ohren nicht hängen lassen! Nie! Denn es wird regiert, nicht nur in Moskau oder in Washington oder in Peking, sondern es wird regiert, und zwar hier auf Erden, aber ganz von oben, vom Himmel her! Gott sitzt im Regimente! Darum fürchte ich mich nicht. Bleiben wir doch zuversichtlich auch in den dunkelsten Augenblicken! Lassen wir die Hoffnung nicht sinken, die Hoffnung für alle Menschen, für die ganze Völkerwelt! Gott lässt uns nicht fallen, keinen einzigen von uns und uns alle miteinander nicht! – Es wird regiert!“

Äbtissin Katrin Woitack und alle Stiftsdamen wünschen ein gesegnetes, hoffnungsfrohes und lichterfülltes Osterfest 2023!

Stift Fischbeck