Üben! – Neu vertrauen

In dieser unruhigen und von bedrückenden Nachrichten beherrschter Zeit kommen mir immer mehr Erinnerungen an beide Großmütter, eine aus Schlesien, die andere aus Pommern. Es waren zupackende, tief gläubige und sehr pragmatisch denkende Frauen, die am liebsten immer selbst die Zügel in der Hand hielten und alles regelten.

Als älteste Enkelin war ich beiden Omas sehr verbunden. Ich war noch sehr jung, als sie anfingen, mir ihre Lebensgeschichten zu erzählen. Kindheit, Jugend, Krankheit, Tod von Söhnen, zwei Weltkriege. Das Leben hat nichts ausgelassen.

Beide hatten eine große Lebensweisheit, die ihnen half, Schicksalsschläge zu ertragen. Vieles wurde mit dem Kommentar versehen: „da muss man durch – hab Vertrauen, am Ende wird doch alles wieder gut“.

Neu Vertrauen lernen

Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde für meine Großmütter nicht alles wieder gut, die Flucht aus der geliebten Heimat war traumatisch. Vor allem Frauen waren mit ihren Kindern unterwegs, um vor Krieg, Terror und Verfolgung zu fliehen. Wenn wir aktuell die Nachrichten aus der Ukraine verfolgen, sehen wir, dass es wieder Frauen und Kinder sind, die dieses Schicksal erleiden. Damals wie heute ist der Schritt in eine sichere Zukunft nur mit großem Vertrauen zu wagen:

Vertrauen darauf, Hilfe zu bekommen.
Vertrauen darauf, eine neue Heimat zu finden und ein gesichertes Leben beginnen zu können.
Vertrauen darauf, bis zum Ende des Lebens nie wieder einen Krieg erleben müssen.

Tiefes Vertrauen auf Gott

Auf meine ständig wiederkehrende Frage nach dem „Wieso“ und „Warum“, sagte meine schlesische Oma jedes Mal ganz schlicht: „Du musst nur daran glauben, der Herrgott wird es richten“.

Sie hatte ein tiefes, fast kindliches Vertrauen auf Gott, dass er sie beschützt und begleitet. In allen noch so schweren Situationen hat sie fest daran geglaubt, darauf vertraut. Sie hat mit mir gebetet, mir das Vaterunser beigebracht, aber über Gott gesprochen haben wir nicht. Das war ihrer Meinung nach auch gar nicht nötig.
Es war wie es war und es ist wie es ist. ER war bei allem an ihrer Seite. Punkt.

Wie beruhigend, wenn ein tiefes Vertrauen auf Gott trägt und hilft, das Leben mit all seinen großen Anforderungen zu bewältigen und trotz vieler Widrigkeiten einen Neuanfang zu wagen.

Waltraud Menge

Stift Fischbeck