„Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, mein Heiland Christus aufersteht. Vertrieben ist der Sünden Nacht, Licht, Heil und Leben wiederbracht. Halleluja.“ EG 111 Johann Heermann 1630
„Wer wälzt uns den Stein vom Grab?“ war die verzweifelte Frage der Frauen am Grab Jesu Christi. Ihr Vorhaben schien aussichtslos, ihre Pläne vernichtet.
Und dann geschah das Wunderbare: „Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war“ (Mk.16,4) Ohne ihr Zutun, ohne menschliche Hilfe ist das Grab offen. Sie tasten sich in den Raum und hören eine Stimme: „Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden. Er ist nicht hier.“ Wen wundert, dass die Frauen entsetzt sind, sich fürchten; widerspricht doch das Erlebte jeder menschlichen Vernunft.
Das ist Ostern, nicht nur zur Frühlingszeit: gegen jede menschliche Vernunft und ohne unsere Kraft wendet sich eine scheinbar endgültige Niederlage in eine Erfahrung von Heilung und Leben. Gott ist Liebhaber des Lebens und geht in Jesus Christus durch die tiefsten Abgründe hindurch, die ein Mensch erfahren kann. Am Ende steht nicht der Tod, sondern das Licht des Lebens.
Diese Kernaussage des christlichen Glaubens wiederholt sich seitdem stetig, oft im Verborgenen, nie vorausschaubar oder planbar. Gott ereignet sich in unserem Leben ohne verfügbar zu sein. Das ist Glauben, das ist das Vertrauen, das uns auch in dieser Zeit tragen wird. Es ist die Erfahrung, aus Dunkelheit, Verzweiflung, Trauer, Angst oder Hoffnungslosigkeit unerwartet wieder „aufzustehen“, mitten im Alltag und dem Gewohnten um mich herum für Momente aufgehoben zu sein in einer größeren Ordnung und einem Haus aus Licht.
Auferstehung
Manchmal stehen wir auf
Stehen wir zur Auferstehung auf
Mitten am Tage
Mit unserem lebendigen Haar
Mit unserer atmenden Haut.
Nur das Gewohnte ist um uns.
Keine Fata Morgana von Palmen
Mit weidenden Löwen
Und sanften Wölfen.
Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken
Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.
Und dennoch leicht
Und dennoch unverwundbar
Geordnet in geheimnisvolle Ordnung
Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.
(Marie Luise Kaschnitz)
Äbtissin Katrin Woitack und alle Stiftsdamen wünschen ein gesegnetes, fröhliches und lichterfülltes Osterfest 2021!