O Immanuel – O Immanuel (23.Dezember)

O Immanuel,
Rex et legifer noster,
exspectatio gentium, et Salvator earum:
veni ad salvandum nos,
Domine, Deus noster.

O Immanuel,
unser König und Lehrer,
du Hoffnung und Heiland der Völker:
o komm, eile und schaffe uns Hilfe,
du unser Herr und unser Gott!

Das hebräische „Immanuel“ heißt „Gott mit uns“. Wir singen heute die einzige Antiphon, die mit einem Namen beginnt. Die anderen sechs begannen alle mit einem Titel oder Symbolwort.

Heute, einen Tag vor Heilig Abend, einen Tag vor seiner Geburt, wird er beim Namen genannt. Einem beeindruckenden, den Menschen in seiner ganzen Existenz und seinem Lebenssinn erfassenden Namen:
Er, der da kommt, ist Gott; und als Gott ist er der „Mit-Unserige“.

Gott als „Mit-Uns-Gott“, das ist etwas ganz Anderes als der uns gegenüberstehende, allmächtige, alles sehende und gewaltige Gott.
„Immanuel – Gott mit uns“ hat Israel erfahren, als es von diesem Gott aus Ägypten befreit und auf seiner vierzigjährigen Wanderung durch die Wüste begleitet wurde.
„Immanuel – Gott mit uns“ haben die Propheten erfahren, als sie in seinem Namen und seiner Kraft und seinem Geist auftraten, um das Volk immer wieder neu zu ihm zurückzuführen.
„Immanuel – Gott mit uns“ das durften die Juden glauben, die in Jerusalem den heiligen Tempel betraten, im Vertrauen darauf, dass Gott im Allerheiligsten mit seiner Schechina, seiner allheiligen Gegenwart über der Bundeslade anwesend ist.

Doch dann geschieht von Gott her etwas absolut Neues, etwas Unerhörtes, nie da Gewesenes und nie Gesehenes: „Darum wird euch der Herr von sich aus ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel.“ (Jes 7,14)

Siebenhundert Jahre später wird sich diese Verheißung des großen Predigers Jesaja mit der Geburt Christi erfüllen. Jetzt ist der Name zur Wirklichkeit geworden: im Menschen Jesus von Nazareth ist Gott „Immanuel“, ist Gott wahrhaftig mit uns.

Ein Mensch ist auf die Welt gekommen, in dem Gott auf eine Weise gegenwärtig ist, in der er es nie zuvor war und danach nie mehr sein wird. Jesus erzählt nicht nur von Gott. Er wirkt nicht nur in Gottes Kraft Zeichen und Wunder. Er legt nicht nur Gottes Wort mit Vollmacht aus. Nein, er ist Gott! Gott und Mensch. Gott als Mensch.
Deshalb steht am Ende dieser Antiphon auch das große Wort „Herr, unser Gott“. Es schließt sich an das Bekenntnis des Apostels Thomas bei der Erscheinung des Auferstandenen an: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28)

Wenn wir die Gottesgeburt des Immanuel nur als historisches Datum sehen, werden wir sie nur zum Teil verstehen. Die wahre Gottesgeburt ereignet sich erst, wenn der „Gott mit uns“ auch wirklich zum „Gott in mir“ und zum „Gott durch mich“ wird!

Christus ist unser „Immanuel – Gott mit uns“ geworden und mit ihm haben wir das Leben in Fülle. Weihnachten ist nicht nur einmal im Jahr. Weihnachten können wir immer dann feiern, wenn wir unserem Immanuel Raum und Platz in unseren Herzen schaffen.

Die Antiphone können Sie hier anhören

Stift Fischbeck