O Clavis David – O Schlüssel Davids (20. Dezember)

O clavis David
et sceptrum domus Israel;
qui aperis, et nemo claudit;
claudis, et nemo aperit;
veni et educ vinctum de domo carceris,
sedentem in tenebris et umbra mortis.

O Schlüssel Davids,
Zepter des Hauses Israel –
du öffnest, und niemand kann schließen,
du schließt, und keine Macht vermag zu öffnen:
o komm und öffne den Kerker der Finsternis
und die Fessel des Todes!

Von Jesaja stammt das erste Bild: „Und ich will die Schlüssel des Hauses David auf seine Schultern legen, dass er auftue und niemand zuschließe, dass er zuschließe und niemand auftue. Und ich will einen Nagel einschlagen an einem festen Ort …  So spricht der Herr: Ich habe dich erhört und dich behütet und zum Bund für das Volk bestellt, zu sagen den Gefangenen: Geht heraus! Und zu denen in der Finsternis: Kommt hervor“) Jes 22,22-23; 49,8-9)

Schlüssel sind ein Symbol des Verfügungsrechts. Ohne rechtmäßig im Besitz eines Schlüssels zu sein, darf man kein Haus betreten. Wer den Schlüssel hat, entscheidet, ob die Türen verschlossen oder für andere offen sind. Drinnen oder draußen, Einlassen oder Aussperren – Heil oder Unheil. Wer drinnen ist, hat es gut – er ist im Licht und in der Wärme. Wer aber vor der verschlossenen Tür steht, ist ausgeschlossen.

Jesaja jedoch verbindet mit dem Schlüssel keinen Zugang zu Reichtümern, Palästen und Wohlstand, sondern Befreiung und Errettung für die Menschen aus physischer und psychischer Gefangenschaft. Auch dieses Bild taucht im Neuen Testament in der Offenbarung des Johannes wieder auf. Dort wird davon gesprochen, dass der Heilige, der Wahrhaftige den Schlüssel Davids hat „der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt und niemand tut auf.“ (Off 3,7)

Das Zepter ist das Symbol der absoluten Macht und Herrschaft. Ein Herrscher hält zur Demonstration seiner Machtfülle in der einen Hand das Zepter und in der anderen den Reichsapfel. Es gibt viele Abbildungen, in den nicht nur weltliche Herrscher, sondern auch Gott mit diesen Symbolen dargestellt wird.

Das erste Mal, wo im Alten Testament von einem Zepter die Rede ist, wird über den großen Segen berichtet, den Jakob über seine zwölf Söhne, die Stammväter der zwölf Stämme Israels spricht. Dies war lange bevor Israel überhaupt einen König hatte. „Es wird das Zepter von Juda nicht weichen noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis dass der Held komme und ihm werden die Völker anhängen“. (Gen 49,10)

Dieses Bild begegnet uns im Alten Testament noch einmal. Eigentlich war der Prophet Bileam von seinem Königs Og ausgesandt worden, um das aus der Wüste einwandernde Volk Israel zu verfluchen. Aber auf Gottes Geheiß kann er nicht anders, er muss es dreimal segnen. Und hinterlässt die zukunftsträchtigen Worte: Ich sehe ihn, aber nicht jetzt; ich schaue ihn, aber nicht von nahem. Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und Zepter aus Israel aufkommen.“ (Num 24,17)

Das Gegenteil von Finsternis und Todesschatten ist Licht. „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht; und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“ (Jes 9,1)

Der Mensch, der ungehindert und ungebunden ins Licht gehen kann, ist ein freier Mensch. Christus, das Licht der Welt, bringt und schenkt uns Menschen diese Freiheit, indem er selbst am Kreuz den Tod überwindet.

Stift Fischbeck