O Adonai – O Herr (18. Dezember)

O Adonai
et Dux domus Israel,
qui Moysi in igne flammae rubi apparuisti,
et ei in Sina legem dedisti:
veni ad redimendum nos
in bracchio extento.

O Herr
und Fürst des Hauses Israel –
im flammenden Dornbusch bist du dem Mose erschienen
und hast ihm auf dem Berg das Gesetz gegeben:
o komm und befreie uns
mit deinem starken Arm!

„Adonai“ bedeutet wörtlich „mein Herr“. Mit diesem Titel erkennen wir Gottes bzw. Christi Macht über uns an. Er ist unser „Kyrios“ – „Herr“ auf Griechisch, die Übertragung des hebräischen Titels des Alten Testaments in das Neue. Das „Herr sein“ macht ihn zum Führer des Volkes, zum Gesetzgeber und zum Erlöser.

Der zentrale Gedanke dieser Antiphon ist die Erscheinung Gottes am Berg Sinai. Bei der ersten Erscheinung war Mose allein. Er sieht das erstaunliche Wunder des brennenden, aber nicht verbrennenden Dornbusches.

„Als der Herr sah, dass Mose näherkam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab, denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. Dann fuhr er fort: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Gesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen“ (Ex 3,2-6)

Die Worte der Antiphone sagen uns, dass Gott erscheint, sich offenbart und nicht im Verborgenen bleibt. Die Bibel erzählt vielfältig, dass da, wo Gott sich zeigt, auch Feuer und Brand ist. Er kann Leben verändern. Kleines kann groß werden und Großes ganz klein. Das ist Weihnachten: Gott erscheint mit der Geburt von Jesus Christus, wird Mensch.

Gleichzeitig bietet Gott dort, wo er erscheint, auch einen Bund an. Dem Volk Israel gibt er das Gesetz, den Bundesschluss mit seinem Volk.
„Am ersten Tag des dritten Monats nach dem Auszug der Israeliten aus Ägyptenland, genau auf den Tag, kamen sie in die Wüste Sinai. Denn sie waren ausgezogen von Refidim und kamen in die Wüste Sinai und lagerten sich in der Wüste gegenüber dem Berge. Und Mose stieg hinauf zu Gott. Und der Herr rief ihm vom Berge zu und sprach: So sollst du sagen zu dem Hause Jakob und den Israeliten verkündigen: Ihr habe gesehen, was ich mit den Ägyptern getan habe und wie ich euch getragen habe auf Adlerflügeln und euch zu mir gebracht. Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern, denn die ganze Erde ist mein.“ (Ex 19, 1-5)

Das Motiv des Lichtes wird sich für das wandernde Volk fortsetzen. Aus der kleinen, nur für Mose brennenden Flamme des Dornbusches, wird während der Wanderung durch die Wüste ein gewaltiges Zeichen: „Und der Herr zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht wandern konnten“ (Ex 13,21)

Im Neuen Testament wird Jesus Christus ebenfalls auf einen Berg steigen und mit seiner Bergpredigt das Neue Gesetz des Neuen Bundes verkünden. Seine Jünger tragen seine Worte als Licht in die Welt. Mehr noch, sie werden Christus selbst als das Licht der Welt verkünden.

Stift Fischbeck