Das ist Weihnachten!

„Driving home for Christmas“

Dieser Song von Chris Rea begeisterte meine Schülerinnen und Schüler der Berufsbildenden Schule und musste unbedingt beim Weihnachtsgottesdienst in der Schule vorkommen. Klausuren geschafft, keine Schule mehr und endlich Zeit zum Feiern mit Freunden und Familie, das ist Weihnachten!

Unter dem Vorzeichen der Pandemie 2020 bekommt dieser Song eine ganz andere Bedeutung. Keiner soll nach Hause fahren, um ältere Familienmitglieder zu schützen. Eine Feier mit Freunden und Freundinnen auf dem Weihnachtsmarkt – Fehlanzeige. Weihnachten als Familienfest? Entfällt. In diesem Jahr steht die Welt Kopf. Ist Weihnachten verloren?

„Welt ging verloren, Christ ist geboren“

So heißt es in dem wohl berühmtesten Lied, das bei jedem Weihnachtsgottesdienst gesungen wird und das auch die Schülerinnen und Schüler kannten: „Oh du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit…Freue dich, freue dich o Christenheit.“ EG 44

Von Familie keine Spur und auch „nach Hause fahren“ kommt nicht vor. Dabei beginnt die Weihnachtsgeschichte bei denen, die sich auf den Weg machen (müssen!).

„Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die das heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.“ Lk, 2, 3-5

Alle Welt war unterwegs

Aber es war kein Ankommen bei lieben Menschen in vertrauter Umgebung und festlicher Stimmung.

Die Geburtsgeschichte ist so komponiert, dass sie kein menschliches Schicksal auslässt: ungewollte Schwangerschaft (Maria), Vertrauensbruch und Enttäuschung (Josef), Obdachlosigkeit, Not und Demütigung (Maria und Josef), Armut und Dunkelheit (die Hirten auf dem Felde), Aufbruch und weite Reise ins Ungewisse, Herrschsucht (Herodes), Sehnsucht (die Weisen aus dem Morgenland), Flucht und Orientierungslosigkeit (Josef, Maria und Jesus). In diese Tragödien ist die Weihnachtsgeschichte eingebettet.
Und immer wieder blitzt wie ein Stern die Verheißung auf: „Fürchtet euch nicht.“

Fürchtet euch nicht!

Wie oft schon ist dieses Wort Gottes Menschen zum Trost geworden, in den Kriegen, Hungersnöten, in der politischen Bedrohung, im häuslichen Unglück. Nicht vertrösten will Gott uns, sondern Mut machen, sich auf den Weg zu begeben. Sicherlich oft ins Ungewisse. Manchmal auch von den Menschen verlassen. Nicht frei von Schuld und manchmal ohne Hoffnung. Aber Gott wird mit uns gehen, gerade dann. Darum ist er Mensch geworden, geht dorthin, wo die Welt verloren geht.
„Christ ist erschienen, uns zu versühnen: Freue, freue dich, o Christenheit.“ Das ist Weihnachten!

Wir wünschen allen gesegnete Weihnachtstage und das Vertrauen auf Gottes Wort: Fürchte dich nicht!

Stift Fischbeck