Am Vorabend zum Erntedankgottesdienst haben wir wieder mit Freude die Kirche geschmückt. Es war wie in allen Jahren zuvor und doch anders. Wird dieser Herbst, dieser Winter unter dem Vorzeichen der Pandemie die Menschen einsamer machen, die Schulkinder unsicherer, die Berufstätigen scheuer in den Begegnungen am Arbeitsplatz? Viele Fragen haben das Team beim Schmücken der Kirche beschäftigt.
Dankbarkeit und Zuversicht
Und dann, als wir fertig waren und das Gesamtbild betrachteten, kam das Staunen und die Freude darüber, was uns immer noch geschenkt ist: Obst und Gemüse, Brot, sauberes Wasser und Wein. Der Wein ist nicht auf dem Foto sichtbar, aber wir denken ihn immer dazu, weil Christus in Brot und Wein unter uns lebendig ist.
In dem Anschauen dessen, was die Natur trotz aller Katastrophen hervorbringt, spüren wir etwas von dem Lebensatem Gottes, der nicht versiegt. Und uns wird einmal mehr deutlich, wie wichtig unser Auftrag ist, die Natur und Tiere zu schützen und zu bewahren. Der Mensch ist auf die Natur angewiesen, die Natur nicht auf den Menschen. Das haben wir deutlich seit Beginn der Pandemie festgestellt und waren dankbar über das Erblühen im Frühling. Neben allen Ängsten war das Erwachen der Natur tröstlich. Wie werden wir in den Herbst gehen? Einmal mehr werden wir uns besinnen auf das, was die Welt im Innersten zusammenhält, werden bewusst wahrnehmen, was uns an Liebe, Solidarität und Trost geschenkt wird.
Alles hat seine Zeit
Ein Wort von Dietrich Bonhoeffer mag uns dabei begleiten: „Man soll Gott in dem finden und lieben, was er uns gerade gibt; wenn es Gott gefällt, uns überwältigendes irdisches Glück genießen zu lassen, dann soll man nicht frömmer sein als Gott und dieses Glück durch übermütige Gedanken und Herausforderungen wurmstichig werden lassen. Gott wird dem, der ihn in seinem irdischen Glück findet und ihm dankt, schon nicht an Stunden fehlen lassen, in denen er daran erinnert wird, dass das Irdische nur etwas Vorläufiges ist und dass es gut ist, sein Herz an die Ewigkeit zu gewöhnen. Aber das alles hat seine Zeit und die Hauptsache ist, dass man mit Gott Schritt hält und nicht immer schon einige Schritte vorauseilt, allerdings auch keinen Schritt hinter ihm zurückbleibt. … (aus: „Briefe an einen Freund“ aus Tegel vom 18.12.1943, Widerstand und Ergebung, 1971, S. 93f).“